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Ansiedlung von HummelnHat man endlich seinen eigenen Nistkasten aufgestellt, soll er natürlich so schnell wie möglich ein Hummelvolk beherbergen. Doch leider ist die Ansiedlung von Hummeln mit das Schwierigste Unterfangen, mit denen ein Hummelfreund konfrontiert wird. Obwohl es immer weniger natürliche Nistquellen für Hummeln gibt sind sie trotzdem sehr wählerisch, was die Wohnungswahl angeht. Doch wen wunderts, schließlich gründet eine Hummelkönigin nur ein einziges Mal in ihrem Leben ein Nest. Sollte das Nest zerstört werden oder sich ungünstig entwickeln, ist das vollständige Hummelvolk verloren und dem Untergang geweiht. Daher kann man gut verstehen, daß sich so manche Königin etwas ziert, den (unnatürlichen) Nistkasten zu akzeptieren. Und als Hummelfreund sollte einem daher klar sein, wie wichtig der ordentliche Bauzustand des Nistkasten sowie die laufende Kontrolle des Hummelvolkes ist. Gerade für Anfänger ist die Ansieldung von Hummeln sehr schwer. Hat man es aber einmal geschafft und das erste Volk hat sich gut entwickelt und viele Jungköniginnen hervorgebracht, dann hat man in den folgenden Jahren kaum mehr Mühe, ein Volk anzusiedeln. Denn dann kommen die Nachkommen von selber zurück und siedeln sich selbst an. Gerade für Anfänger möchte ich jedoch noch einen ganz wichtigen Hinweis loswerden:
Nestsuchende Königin einsetzenIm Frühjahr, wenn die Hummel aus ihrem Winterschlaf erwacht ist, begibt sie sich auf die Suche nach einem passenden Ort für ihr neues Nest. Nestsuchende Königinnen sind daran zu erkennen, daß sie dicht über den Boden fliegen und jedes interessant erscheinende Loch im Boden genau untersuchen. Meist kommt sie nach wenigen Sekunden wieder hervor und setzt die Suche fort. Um einen Nistkasten zu bevölkern kann man eine Hummel vorsichtig einfangen und sie zum vorbereiteten Nistkasten bringen. Hier versucht man behutsam, die Königin in das Einflugloch zu bugsieren. Ist das geschafft, verdeckt man den Eingang leicht mit Moos, damit das Insekt nicht durch das Tageslicht wieder herausgelockt wird. Dann beginnt das gespannte Warten! Keinesfalls darf man Hummeln fangen, die auf Blüten sitzen und Nektar sammeln. Diese Hummeln sind tabu, denn sie haben bereits ein Nest gegründet. Würde man sie nun einfangen könnte man dadurch das bereits gegründete Volk zerstören, wenn die Königin nicht mehr zurückfliegt. Nur nestsuchende Königinnen können angesiedelt werden! Befindet sich die Hummel im Nistkasten muß man das Moos, mit dem man den Eingang verschlossen hatte, nach ca. 2-3 Minuten wieder entfernen. Nun gibt es drei Möglichkeiten: 1. Die Hummel kommt schnell wieder heraus und fliegt schnurstracks davon 2. Die Hummel kommt nach ca. 20 Minuten immer noch nicht heraus 3. Die Hummel kommt nach einigen Minuten heraus und macht einen Orientierungsflug Bei diesem “Rundflug” hat sie sich den Standort des Nistkastens und des Einflugloches sehr genau eingeprägt. Sie hat das Nest akzeptiert und wird wieder zurückkommen, um ein Volk zu gründen. Mit diesem Ansiedlungsverfahren habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Unbedingt beachten sollte man aber, daß die Hummel bei dieser Prozedur nicht verletzt wird, zum anderen darf man sie auch nicht zu lange der Freiheit berauben! Ein Einsperren von Hummelköniginnen, um diese sozusagen “unter Zwang” zur Nestgründung zu veranlassen, wäre ein Versoß gegen die Naturschutzvorschriften und führt im übrigen oft genug entweder gar nicht zum Erfolg oder zu erheblich verzögerter Nestgründung. Beim Einfangen des Insekts muß man äußerst behutsam vorgehen!! Man bedenke: mit einer einzigen Königin hält man das Schicksal eines kompletten Hummelvolkes in seinen Händen! Schon die kleinste Verletzung kann dazu führen, daß die Königin nicht mehr fliegen kann. Damit wäre sie – und das noch ungeborene Volk – unweigerlich zum Tode verurteilt! Ebehard von Hagen empfiehlt, die Hummeln mit bloßen Händen zu fangen. Dazu konnte ich mich jedoch noch nie durchringen! Ich benutze eine Einlaufröhre, wie sie mit der Polsterwolle mitgeliefert wird, und verließe das eine Ende mit Moos. Entdecke ich eine Königin, verfolge ich sie so lange, bis sie landet und irgendein interessantes Loch untersucht. Nun lauere ich der Hummel auf und wenn sie wieder herauskommt setze ich die Einlaufröhre so vor ihre Nase, daß sie von selbst hineinkrabbelt. Dann verschließe ich auch das andere Ende vorsichtig und begebe mich zum bereitstehenden Nistkasten. Hier öffne ich ein Ende der Röhre wieder vorsichtig und halte es dicht an den Nesteingang. Die Königin kriecht nach einigen Sekunden in das Innere des Nistkastens und ich kann die Fangröhre wegnehmen und den Nesteingang mit Moos leicht abdecken. Wichtig ist, daß die Hummel bei dieser Prozedur niemals erregt wird. Hat sie erst einmal das Gefühl bedroht zu werden, ist sie an keinem noch so schönen Nistplatz mehr interessiert: sie will nur noch weg! Wenn sie dagegen gar nicht so recht bemerkt, wie ihr geschieht und immer ruhig bleibt und von selbst in das Innere des Nistkastens krabbelt, dann kann man sich fast sicher sein, daß der Ansiedlungsversuch erfolgreich war. Die Verwendung der Pappröhre als “Fanggerät” kommt diesem Ziel entgegen. Dadurch, daß sich die Hummeln in einem dunkelem “Etwas” befindet, entsteht für sie der Eindruck, sie befände sich in einem Mäuseloch. Wird jedoch, wie anderweitig empfohlen, ein durchsichtiger Behälter (z.B. eine aufgeschnittene Einwegspritze) verwendet, erkennt die Hummel natürlich sofort, daß hier etwas nicht stimmt. Sie wird versuchen zu fliehen und gerät in Panik.
Ansiedlungsmethode: Nichts tun!Die weitaus einfachste Möglichkeit, Hummeln in Nistkästen anzusiedeln ist nichts zu tun! Man stellt den Kasten an einer geeigneten Stelle auf, öffnet den Vorbau und wartet ab, ob die suchenden Königinnen dieses verlockende Angebot von selbst finden. Allerdings muß man auch damit rechnen, daß das Nest nicht bezogen wird. Wenn man im Vorjahr bereits ein Hummelvolk hatte, kann man den Nistkasten auch an derselben Stelle wie im Vorjahr wieder aufstellen. Die Jungköniginnen des letzen Jahres werden wieder an diesen Ort zurückkehren. Allerdings passiert es dann, daß sich gleich mehrere Königinnen in denselben Nistkasten niederlassen wollen und sich schließlich gegenseitig tot stechen. Daher stelle ich den Kasten im nächsten Jahr lieber an eine andere Stelle auf. Hat man Zeit und bemerkt eine Nestsuchende Königin am alten Neststandort, kann man den kompletten Kasten auch schnell herbeischaffen und hoffen, daß die Königin den Nesteingang findet. Krabbelt sie hinein, wird der Nistkasten verschlossen und an den neuen Standort gebracht. Hier wird der Eingang wieder aufgemacht. Die Chance, daß sich die Königin den neuen Standort merkt ist dann sehr groß.
Ansiedlungsmethode: UmsiedelnLeider werden immer wieder natürliche Nester zerstört. Dies kann unbeabsichtigt geschehen z.B. beim Pflügen eines Feldes. Manchmal findet man beim abtragen eines Holzhaufens ein Hummelnest, das dann leider nicht bleiben kann. In solchen Fällen ist die Umsiedlung eines Volkes möglich. Nicht erlaubt und ein schwerer Verstoß gegen das Naturschutzgesetz wäre es jedoch, würde man ein “wildes” Nest ohne Grund umsetzen. Auch darf die Umsieldung nur von erfahrenen Hummel- bzw. Insektenfreunden erfolgen. Die Umsiedlung ist ein sehr heikles Vorhaben und auch nicht ganz ungefährlich: auch Hummeln können stechen! Meine erste Umsiedlung habe ich im Beitrag Umsiedlung eines Steinhummelvolkes beschrieben. Ich weiß nicht, wer nervöser war: ich oder die Hummeln! Die Tage nach dem Umzug mußte ich immer wieder Tiere am alten Standort einfangen und zum neuen Neststandort bringen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich den neuen Platz gemerkt hatten.
FAZIT:Wer Hummeln wirklich liebt wird immer darauf achten ihnen nicht zu schaden. Wer dagegen Hummeln ansiedelt nur damit er auch welche “hat”, ist kein wahrer Hummelfreund. Es geht um die Hummel – und nicht um die Befriedigung des eigenen Egos. Letzte Änderung: 10.02.2008 |
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